Dezember 12 2025
Man kennt das Geräusch: Ein kurzes, helles Zischen, gefolgt von einem leisen „Plopp“ – und schon ist der Alltag für einen Moment vergessen. Es muss nicht immer die grosse Magnumflasche sein, um das Leben zu feiern. Manchmal liegt das Glück buchstäblich in der kleinen Hand: Der Prosecco in der kleinen Flasche.

Lange Zeit fristeten die kleinen Flaschen ein eher trauriges Dasein als überteuerte Lückenbüsser in Hotel-Minibars oder als „Notlösung“ an der Tankstelle. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute sind die „Kleinen“ echte Lifestyle-Objekte. Sie sind die unverzichtbaren Begleiter auf dem Weg zum Junggesellinnenabschied, das stilvolle „Give-away“ auf Hochzeiten und die perfekte Dosis Dolce Vita für den Feierabend auf dem Balkon – ganz ohne schlechtes Gewissen, eine grosse Flasche anbrechen zu müssen.
Doch woher kommt der „Piccolo“ eigentlich? Warum gibt es manche Flaschen nur in Gold oder mit schrägem Etikett? Und welcher schmeckt wirklich, wenn man nicht nur wegen der Optik kauft? In diesem Artikel tauchen wir ein in die spritzige Welt der kleinen Formate: Von der überraschend deutschen Erfindung der Flasche über die Vielfalt der Formen bis hin zu den aktuellen Bestsellern, die in keinem Kühlschrank fehlen dürfen.
Machen wir uns bereit zum Anstossen – im handlichen Format!
Eine deutsch-italienische Co-Produktion: Die Geschichte
Es klingt fast wie ein Klischee, ist aber historisch verbürgt: Die perfekte kleine Prosecco-Flasche ist das Ergebnis aus deutschem Erfindergeist und italienischem Lebensgefühl. Denn während der Inhalt heute meist aus den sonnigen Hügeln Venetiens stammt, wurde das Format im kühlen Wiesbaden erfunden.
Der deutsche "Ur-Knall": Kellner, einen Pikkolo bitte!
Wir schreiben das Jahr 1935. Sekt ist ein absolutes Luxusgut, das sich der normale Bürger kaum leisten kann – schon gar nicht eine ganze Flasche. Da hat Karl Henkell (von der gleichnamigen Sektkellerei) einen marketingtechnischen Geniestreich: Er lässt eine 0,2-Liter-Flasche produzieren, um den Luxus „demokratisch“ zu machen. Er nennt sie „Pikkolo“ (eingedeutscht vom italienischen piccolo = klein) und lässt sich den Begriff schützen.
Die Idee schlug ein wie eine Bombe. Plötzlich konnte man sich für kleines Geld ein Stückchen grosse Welt leisten. In den 50er-Jahren wurde der Pikkolo zum Symbol des Wirtschaftswunders: Man gönnte sich wieder was, auch wenn man alleine war.
Die italienische Seele: Die Kultur der "Ombra"
Während die Deutschen fleissig kleine Flaschen abfüllten, pflegten die Italiener in Venedig und Treviso längst eine ganz eigene Kultur der kleinen Menge: die „Ombra“. Wer in Venedig einen schnellen Schluck Wein (oft Prosecco vom Fass) trinken wollte, bestellte eine Ombra (wörtlich: Schatten). Der Legende nach wanderten die Weinhändler mit ihren Ständen nämlich dem Schatten des Campanile-Turms auf dem Markusplatz hinterher, damit der Wein kühl blieb. Der Prosecco war hier also schon immer ein unkomplizierter Begleiter für den schnellen Genuss im Stehen – er wartete nur noch auf das perfekte Gefäss für den Export.
Der Höhenflug: Minibars und Airlines
Den weltweiten Siegeszug trat die Miniflasche dann in den 70er und 80er Jahren an – und zwar über den Wolken und in Hotels. Die Luftfahrt brauchte Portionen, die leicht waren, schnell serviert werden konnten und deren Kohlensäure auch in grosser Höhe frisch blieb. Der Piccolo war geboren für die First Class (und später auch für die Economy). Gleichzeitig hielt die Minibar Einzug in die Hotelzimmer dieser Welt. Der kleine Prosecco wurde zum Standard-Inventar für den einsamen Geschäftsreisenden oder das romantische Paar auf dem Zimmer.
Heute: Vom Notnagel zum Lifestyle-Accessoire
Lange Zeit haftete dem Piccolo dann ein etwas verstaubtes Image an („Omas Sektflasche“). Doch um die Jahrtausendwende drehte sich der Wind. Prosecco wurde hip, und Marken erkannten, dass die kleine Flasche perfekt in unsere „To-Go-Gesellschaft“ passt. Weg vom einsamen Trinken, hin zum gemeinsamen Feiern: Mit Strohhalm, stylischem Design (wie den Gold-Flaschen von Bottega) und als festes Ritual bei Junggesellinnenabschieden hat sich die kleine Flasche neu erfunden.
Man kann also sagen: Die Deutschen lieferten die Verpackung, aber erst die Italiener füllten sie mit dem Dolce Vita, das wir heute so lieben.
Grössen und Formen: Mehr als nur „geschrumpft“
Wer denkt, „klein“ bedeutet bei Prosecco einfach nur, dass die grosse Flasche zu heiss gewaschen wurde, der irrt. In diesem Segment tobt ein echter Kampf um Design und Funktionalität. Schauen wir uns den „Kleiderschrank“ der Schaumweine mal genauer an – denn hier zählt das Äussere fast so viel wie das Innere.
Die Grössen-Hierarchie: Vom Solo-Schluck bis zum Pärchen-Glück
Im Mini-Regal herrschen klare Verhältnisse. Es gibt im Wesentlichen drei Formate, die Sie kennen müssen:
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Der Klassiker: 20 cl (Der „echte“ Piccolo) Das ist das Mass aller Dinge. 20 Zentiliter entsprechen ziemlich genau einem gut gefüllten Gastro-Glas. Diese Grösse ist der pragmatische König: Perfekt für den „Weg-Secco“ im Zug oder als Mitgebsel. Die Flasche ist leer, bevor der Inhalt warm wird – ein unschlagbarer Vorteil im Sommer.
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Der Geheimtipp: 37,5 cl (Die „Halbe“ oder „Demi“) Sie ist seltener zu finden (meist im Fachhandel oder gut sortierten Supermarkt), aber sie ist der Liebling der Kenner. Mit knapp 0,4 Litern füllt sie genau drei Gläser. Warum das genial ist? Es ist die perfekte Menge für zwei Personen zum Anstossen, wenn sich eine ganze Flasche nicht lohnt, man aber mehr als nur einen Schluck will. Zudem: In diese Flaschen wird oft hochwertigerer Spumante abgefüllt als in die ganz kleinen Brüder.
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Der Rebell: Die Dose (20-25 cl) Lange verpönt („Sekt aus der Dose?!“), heute voll im Trend. Alu kühlt schneller als Glas, geht im Rucksack nicht kaputt und darf auch mit ins Freibad, wo Glasverbot herrscht. Marken wie JustBe (beDrinks) haben die Dose mit schicken Designs salonfähig gemacht.
Die Formen: Zwischen dickbäuchig und Topmodel
Früher waren Piccolos einfach nur kleine, grüne, bauchige Flaschen. Punkt. Heute ist die Form ein Statement. Wenn Sie im Regal stehen, werden Ihnen drei Typen begegnen:
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Der Traditionalist: Die klassische, bauchige Mini-Flasche (oft bei günstigeren Marken oder Eigenmarken). Sie ist sympathisch und bodenständig, gewinnt aber keinen Schönheitswettbewerb.
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Das Topmodel (Longneck): Marken wie Scavi & Ray haben es vorgemacht. Der Flaschenkörper ist schlanker, der Hals dafür extrem lang gezogen. Das sieht nicht nur im Eiskübel eleganter aus, sondern hat einen ganz praktischen Hintergrund: Man kann extrem lässig direkt aus der Flasche trinken, ohne wie ein Trompeter auszusehen.
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Der „Bling-Bling“-Faktor: Hier wird es luxuriös. Marken wie Bottega lackieren ihre Flaschen komplett in Gold oder Rosé-Gold, andere wie Freixenet setzen auf geschliffene Kristall-Optik im Glas. Diese Flaschen werden nach dem Austrinken selten weggeworfen – sie enden oft als stylische Mini-Blumenvase auf dem Tisch.
Ein Wort zum Verschluss: Korken-Kampf oder Dreh-Spass?
Hier entscheidet sich oft Freud und Leid.
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Der Schraubverschluss: Unsexy? Vielleicht. Praktisch? Absolut! Er hält dicht, lässt sich ohne Werkzeug öffnen und (theoretisch) wieder verschliessen.
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Der Kronkorken: Hält den Druck super (wie beim Bier), aber wehe, Sie haben beim Picknick keinen Öffner dabei. Dann wird aus dem „Plopp“ schnell ein frustriertes Suchen nach einem Feuerzeug oder einer Tischkante.
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Der Naturkorken: Bei kleinen Flaschen selten und tückisch. Da der Hebel fehlt und der Korken oft sehr fest sitzt, kann das Öffnen eines Mini-Korkens zur Kraftprobe für die Daumen werden. Wer Stil will, muss hier leiden.
Typische Einsatzgebiete: Wo der Kleine ganz gross rauskommt
Vorbei sind die Zeiten, in denen der Piccolo traurig in der Ecke stand, während die grossen Flaschen den Ruhm ernteten. Der Gebrauch hat sich radikal gewandelt. Heute ist die kleine Flasche ein gesellschaftliches Chamäleon, das sich jedem Anlass anpasst. Wo begegnet sie uns heute am häufigsten?
Der Hochzeits-Held: „Schön, dass du da bist!“
Auf modernen Hochzeiten ist die 20cl-Flasche kaum wegzudenken. Sie hat dem klassischen Mandelsäckchen längst den Rang abgelaufen.
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Der Clou: Das Brautpaar nutzt die Flasche als „3-in-1-Lösung“: Sie ist Gastgeschenk, Tischkärtchen (einfach ein Namensschild an den Hals hängen) und der erste Schluck zum Anstossen, sobald das „Ja-Wort“ verklungen ist. Besonders die goldenen Flaschen von Bottega oder die kristallklaren von Freixenet sind hier beliebt, weil sie die Tischdeko nicht ruinieren, sondern aufwerten.
Der „Polterabend“ & JGA: Die Prosecco-Polonaise
Wenn eine Gruppe gut gelaunter Frauen (oder Männer) mit Schärpen durch die Innenstadt zieht, ist der Piccolo das offizielle Zepter der Macht.
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Der Modus: Hier regiert der Strohhalm. Niemand will beim Laufen aus einem wackeligen Plastikbecher trinken. Der Piccolo mit einem stylischen Mini-Strohhalm (am besten in Gold oder Schwarz) ist die unfallfreie, mobile Zapfsäule. Er ist handlich, hygienisch und sorgt dafür, dass der Pegel kontrolliert steigt – schliesslich ist nach 0,2 Litern erst mal Pause.
Der „Weg-Secco“: Die elegante Schwester des Wegbiers
In der Schweiz und Deutschland ist das „Wegbier“ Kult. Doch nicht jeder mag Hopfen und Malz. Hier springt der Piccolo in die Bresche.
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Das Szenario: Ob im Zug auf dem Weg ins Skigebiet, auf dem Fussweg zum Club oder beim Picknick am See: Eine grosse 0,75l-Flasche ist hier unpraktisch. Sie wird warm, schwappt über oder man muss schwere Gläser mitschleppen. Der Piccolo ist die perfekte „Single-Serving-Unit“. Jeder hat seine eigene, kühle Portion, und niemand muss sich streiten, wer den schweren Rucksack mit der Magnumflasche trägt.
Der Solo-Genuss: Luxus ohne Reue
Manchmal ist es einfach nur ein Dienstagabend. Sie haben Lust auf ein Glas Prickelndes zum Risotto oder zur neuen Netflix-Serie.
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Das Problem: Eine grosse Flasche öffnen? Lohnt nicht. Bis morgen ist die Kohlensäure weg („schal“).
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Die Lösung: Die kleine Flasche ist der Retter des Feierabends. Sie liefert exakt die Dosis „Dolce Vita“, die man braucht, ohne dass man den Rest wegschütten muss. Kein schlechtes Gewissen, kein Verschwenden – einfach nur Genuss.
Der Lückenfüller im Geschenkkorb
Kennen Sie das? Sie packen einen schönen Präsentkorb mit Pasta, Pesto und Schokolade, aber irgendwie sieht eine Ecke noch leer aus? Für eine grosse Weinflasche ist kein Platz mehr.
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Der Trick: Zwei Piccolos passen in jede Lücke. Sie werten das Geschenk sofort auf, bringen Glamour hinein und kosten kein Vermögen. Der „edle Lückenfüller“ par excellence.
Hier ist das Finale! Wir runden den Artikel mit konkreten Empfehlungen und einem spritzigen Fazit ab, damit der Leser direkt losziehen und einkaufen kann.
Die Bestseller: Was man blind kaufen kann
Jetzt wissen Sie alles über Geschichte und Formen – aber welche Flasche soll es nun sein? Wer vor dem Regal steht, wird oft von der Auswahl erschlagen. Damit der nächste Einkauf kein Glücksspiel wird, haben wir die Favoriten für jeden Anlass sortiert. Hier sind die „Unbesiegbaren“ im Schweizer Markt:
Der Allrounder: Valdo Marca Oro (Der „Sichere Wert“)
Wenn Sie nicht wissen, was dem Beschenkten schmeckt, greifen Sie zu Valdo. Besonders in der Schweiz ist die Marke mit dem gelben Etikett eine Institution.
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Warum er? Er ist ein echter Prosecco Superiore DOCG. Das heisst: Hier ist Qualität drin, nicht nur blubberndes Wasser. Er schmeckt fruchtig, mild und tut niemandem weh.
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Perfekt für: Den Apéro zu Hause und alle, die auf Nummer sicher gehen wollen.
Der Party-Löwe: Scavi & Ray (Der „Style-Sieger“)
Diese Marke hat den Prosecco aus dem Staub befreit und in die Clubs gebracht.
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Warum er? Wegen der „Longneck“-Flasche. Sie sieht modern aus, liegt gut in der Hand und schreit förmlich nach Party. Oft mit praktischem Schraubverschluss.
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Perfekt für: Den Polterabend, die Hausparty oder als cooler Drink an der Bar.
Das Goldstück: Bottega Gold (Der „Blender“ im positiven Sinne)
Hier zahlt man definitiv für die Verpackung mit – aber es lohnt sich. Die komplett in Gold (oder Rosé-Gold) lackierte Flasche ist der unangefochtene Optik-König.
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Warum er? Weil er auf dem Tisch einfach unglaublich was hermacht. Zudem schützt der Lack den Wein vor Licht, was ihn länger frisch hält.
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Perfekt für: Hochzeits-Give-aways, als Deko-Element auf der Festtafel oder als kleines Geschenk mit Wow-Effekt.
Der moderne Rebell: JustBe (Der „Outdoor-Profi“)
Vergessen Sie Glas. Hier kommt die Zukunft in der Alu-Flasche von beDrinks.
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Warum er? Er bricht alle Regeln. Kein Korken, sondern ein „Pull-Tab“ (Aufreisslasche), unzerbrechlich und super schnell gekühlt. Oft als fertiger Mix (z.B. mit Hugo oder Rosé) zu haben.
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Perfekt für: Festivals, Wanderungen, den Tag am See oder den Junggesellinnenabschied, wo Scherben definitiv kein Glück bringen.
Profi-Tipp für den Einkauf: Wenn Sie planen, eine grössere Menge zu kaufen (z.B. für eine Feier), kaufen Sie keine Einzelflaschen im Supermarkt. Online gibt es fast immer die originalen 24er-Kartons (Trays). Das spart oft bis zu 20% und die Flaschen purzeln beim Transport nicht durcheinander.
Fazit: Klein, aber oho!
Der Prosecco in kleinen Flaschen hat sein Image als „Trostpflaster für Einsame“ längst abgestreift. Er ist vielseitig, praktisch und mittlerweile oft genauso hochwertig wie seine grossen Brüder. Egal, ob Sie auf einer Hochzeit stilvoll anstossen, im Zug den Urlaub einläuten oder sich einfach an einem Dienstagabend ein Glas gönnen wollen, ohne den Rest der Flasche verkommen zu lassen – der „Piccolo“ ist die Antwort.
Also: Haben Sie keine Scheu vor dem Miniformat. Manchmal liegt das grosse Glück eben doch in den kleinen Dingen. In diesem Sinne: Salute!
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